Ländersteckbrief
Land | Osttimor |
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Einwohner | 1.384.286 (2023) |
Jährliches BIP pro Kopf | 1.502 USD |
Gini-Koeffizient* | 28,7 (2014) |
Analphabetismus | 30 % (2020) |
Menschen unterhalb der Armutsgrenze** | 44,2 % (2014) |
Fehlender Zugang zu Bankkonto | 36 % (2023) |
Quelle: Worldbank
Osttimor, offiziell Timor-Leste, liegt im südöstlichen Asien und umfasst den östlichen Teil der Insel Timor sowie einige kleinere Inseln. Die Hauptstadt ist Dili. Das Land ist seit 2002 unabhängig und gehört zu den jüngsten Staaten der Welt.
Die Amtssprachen sind Portugiesisch und Tetum, daneben werden eine Vielzahl lokaler Sprachen gesprochen. In religiöser Hinsicht ist die Bevölkerung zu über 97 % römisch-katholisch geprägt – ein Erbe der portugiesischen Kolonialzeit. Das Bildungssystem in Osttimor steht noch vor großen Herausforderungen. Die Alphabetisierungsrate liegt bei etwa 59 %, was auf geringe Bildungszugänge vor allem in ländlichen Regionen hinweist. Dennoch sind Fortschritte durch internationale Kooperationen sichtbar.
Die Wirtschaft Osttimors basiert auf einer Kombination aus natürlichen Ressourcen und traditioneller Landwirtschaft mit einer global gesehen schwachen Industrie. Der Export von Erdöl und Gas stellt eine wichtige Einnahmequelle dar, während die Landwirtschaft – insbesondere der Anbau von Kaffee, Reis und Mais – vielen Menschen im Land eine stabile Lebensgrundlage bietet. Gleichzeitig eröffnen der wachsende Bedarf an Konsumgütern, Maschinen und Kraftstoffen sowie die noch begrenzte lokale Produktion interessante Perspektiven für wirtschaftliche Entwicklung und Investitionen.
Mikrofinanzierung spielt in Osttimor eine zunehmend wichtige Rolle. In einem Land, in dem viele Menschen keinen Zugang zu formalen Bankdienstleistungen haben, bieten Mikrofinanzinstitutionen wichtige Alternativen – vor allem für Frauen, Kleinstunternehmen und landwirtschaftliche Haushalte. Die Nachfrage nach Kleinstkrediten wächst stetig, wird aber noch nicht flächendeckend gedeckt. Hier liegt großes Potenzial für weitere Investitionen und Partnerschaften.
MFI-Steckbrief
Mikrofinanzinstitut | Kaebauk Investimentu No Finansas (KIF) |
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Start der Geschäftsbeziehung | November 2023 |
Kreditvolumen | 2 Mio. USD |
Erreichte Kreditnehmer | 20.368 |
Anteil Frauen | 54,3 % |
Bruttokreditportfolio (Vol.) | 1,3 Mrd. |
Anteil Kunden in ländlichen Gebieten | 81,1 % |
Sektoren Portfolio | Landwirtschaft 15 % Gewerbe 0 % Dienstleistungen/Handel 73 % Sonstige 12 % |
Anzahl Niederlassungen | 21 |
Mitarbeiter | 362 |
Mitarbeiter, davon Endkundenbetreuer | 107 |
Durchschnittlicher Kreditbetrag (USD) | 2.209 |
Vergebene Kredite 2024 unter dem durchschn. Pro-Kopf Einkommen | 14.845 (100%) |
Quelle: Worldbank
Unser lokaler Partner Kaebauk Investimentu No Finansas (KIF) ist ein Mikrofinanzinstitut mit Einlagengeschäft. Sein Ziel ist es mit Hilfe von Mikrofinanzierungen und andere damit verbundene Dienstleistungen die Lebensqualität für Unternehmerinnen, insbesondere von Frauen und andere Gemeindemitglieder zu verbessern, die keinen Zugang zu formellen Finanzdienstleistungen haben. (doppelt)
KIF nahm seine Geschäftstätigkeit im Jahr 2001 mit Unterstützung der internationalen Hilfsorganisation/NGO „Save the Children“ auf, mit dem Ziel zu einer Verbesserung der Lebensgrundlagen von Frauen und armen Familien durch Finanzdienstleistungen beizutragen. Es hat sich gezeigt, dass solche Mikrokredite für die wirtschaftliche Entwicklung von Osttimor von entscheidender Bedeutung sind, vor allem, wenn man bedenkt, dass es nur sehr wenige Finanzdienstleistungen gab und immer noch gibt. Das Programm bot zunächst nur ein Produkt an, einen Gruppenkredit, bei dem jedem Gruppenmitglied zwischen 50 und 100 Dollar zur Verfügung gestellt wurde. Im Jahr 2002 wurde die Verwaltung des Mikrokreditprogramms an die Catholic Relief Services (CRS) übertragen und das Programm wurde auf einen zweiten Bezirk ausgeweitet. Im Jahr 2002 registrierte CRS das Programm offiziell als MFI unter dem Namen Tuba Rai Metin (TRM), was wörtlich übersetzt so viel wie „fest auf dem Boden stehen“ bedeutet. Im Rahmen von Änderungen in der Regulierung wurde das Programm schließlich in eine neu gegründete Gesellschaft „KIF“ überführt. TRM trat in eine neue Phase der Umwandlung von einer „gemeinnützigen Einrichtung“ zu einer „gewinnorientierten Einrichtung“ ein. Während des Transformationsprozesses dehnte TRM seine Zweigstellen auf alle 13 Distrikte aus und unterstützte mehr als 7.000 Begünstigte mit seinen Kreditprodukten. Dies hat KIF zum Finanzinstitut mit dem größten Netzwerk im Land gemacht.
Hauptprodukt sind Mikrokredite in einer Größenordnung von 50 – 5.000 USD, die als Individualkredite vergeben werden. Darüber hinaus werden auch kleine und mittlere Unternehmen mit besicherten Krediten von i.d.R. bis 10.000 USD, bis max. 50.000 USD gefördert. Das Produktportfolio wird ergänzt um Bildungskredite und Kredite zur Verbesserung des Wohnraums. Weiterhin Fortbildungsprogramme in Sachen Finanzbildung werden über die Muttergesellschaft angeboten.
Die besondere Wirkung durch Kaebauk Investimentu No Finansas
Stärkung von Frauen & Abbau von Ungleichheiten
KIF legt besonderen Fokus auf die wirtschaftliche Förderung von Frauen und trägt so aktiv zur Gleichstellung und sozialen Gerechtigkeit in Osttimor bei.
Verknüpfung von Mikrofinanz und Bildung
Durch ergänzende Bildungsangebote setzt KIF nicht nur bei Symptomen, sondern an den Ursachen sozialer Ungleichheit an – für nachhaltige Armutsbekämpfung und Stärkung finanzieller Selbstbestimmung.
Sozialer Ansatz mit langfristiger Wirkung
KIF verfolgt einen ganzheitlichen, gemeinwohlorientierten Ansatz und schafft durch finanzielle Teilhabe Perspektiven für eine dauerhaft verbesserte Lebenssituation auf wirtschaftlicher wie sozialer Ebene.
Finanzielle Inklusion in strukturschwachem Umfeld
In einem Land mit weit verbreiteter Armut und schwacher Finanzinfrastruktur ermöglicht KIF den Zugang zu Finanzdienstleistungen für Menschen ohne stabilesm Einkommen – besonders in ländlichen und unterversorgten Regionen.
Erfolgsgeschichte Sejario Nunes Pinto aus Becora, Osttimor
Über einen Kredit für einen Brunnen, der Leben veränderte
Becora, Osttimor: Sejario Nunes Pinto, 37 Jahre alt, lebt von der Landwirtschaft. Seit 2017 betreibt er den Anbau von Gemüse – doch der Start war hart. Damals lag sein Einkommen aus der Landwirtschaft bei knapp 100 USD pro Woche, das größte Problem: fehlendes Wasser. Ohne zuverlässige Wasserversorgung war der Ertrag gering und unbeständig.
Sejario wollte investieren – doch Kredite von regulären Banken kamen für ihn nicht infrage: zu bürokratisch, zu langsam. Erst über andere Kund:innen hörte er von dem Mikrofinanzinstitut (MFI) Kaebauk. Dass Mikrokredite dort oft schon innerhalb von zwei bis drei Tagen ausgezahlt werden, überzeugte ihn.
Sein erster Kredit vor acht Jahren betrug 800 US-Dollar. Inzwischen ist er bei seiner siebten Kreditrunde angekommen – über 3.000 US-Dollar. Mit den Mitteln konnte er einen eigenen Brunnen bauen, seine Felder erweitern und sein Sortiment ausbauen – heute pflanzt er Tomaten, Chili, Auberginen und weiteres Gemüse an.
Durch die regelmäßige Wasserzufuhr verdient er mittlerweile 280–350 US-Dollar pro Woche – ein Vielfaches seines früheren Einkommens. Damit kann er nicht nur seine Familie versorgen, sondern auch seine Kinder zur Schule und Universität schicken.
Sejario sagt:
„Nur dank des Kredits von Kaebauk konnte ich mein Geschäft entwickeln, meine Familie besser versorgen und sogar etwas für die Zukunft sparen.“
Erfolgsgeschichte Anarela Baptista A. Da Costa Becora, Osttimor
Drei Kinder, ein Kiosk und ein großes Ziel: Bildung finanzieren
Becora, Osttimor
Anarela Baptista A. Da Costa ist 42 Jahre alt, alleinerziehende Mutter von drei Kindern – und betreibt einen kleinen Kiosk als Hauptgeschäft. Als sie ihren ersten Mikrokredit erhielt, lag ihr tägliches Einkommen bei gerade einmal 15 US-Dollar. Ihr Traum: ihren Kindern eine gute Bildung ermöglichen – inklusive Universitätsabschluss.
Sie wusste, dass sie ihr Geschäft ausbauen musste, um mehr Kundschaft zu gewinnen und ihr Einkommen zu steigern. Mit dem ersten Kredit in Höhe von 500 US-Dollar gelang es ihr, den Umsatz mehr als zu verdoppeln – auf etwa 35 US-Dollar täglich.
Ihr zweiter Kredit betrug 1.000 US-Dollar, womit sie ihr Warenangebot deutlich erweitern und das Sortiment besser aufstocken konnte. Heute verdient sie nicht nur mehr, sondern kann auch Geld für die Ausbildung ihrer Kinder zurücklegen, das Geschäft aufrechterhalten und sogar kleinere Reparaturen am Haus finanzieren.
Anarela sagt:
„Ohne das Vertrauen und die Unterstützung von Kaebauk (dem Mikrofinanzinstitut) hätte ich mein Leben nicht verbessern können. Jetzt kann ich nicht nur meine Kinder zur Schule schicken – ich will den Kiosk weiter ausbauen und plane bereits meinen dritten Kredit.“