Guter Geschmack sorgt für gutes Klima

Mit einem „Klimadinner“ sorgte die Evangelische Diakonissenanstalt Stuttgart im April für ein kulinarisches Highlight in der baden-württembergischen Metropole. Und für viele positiv überraschte Reaktionen angesichts des Geschmackserlebnisses, das auch die vegetarischen und veganen Menüs auslösten. Ziel der Aktion war laut Oberin Carmen Treffinger die Sensibilisierung für die Bewahrung der Schöpfung und den Beitrag, den jeder Mensch dazu leisten kann. Und der ist beim Thema Ernährung gar nicht so klein, wie man meint. In Krankenhäusern beispielsweise ist die Verpflegung für etwa 17 Prozent der Klimawirkungen verantwortlich.[1]

Insgesamt folgten 80 Gäste der Einladung in das Mutterhaus im Stuttgarter Westen, dessen Tische dem Anlass entsprechend festlich gedeckt waren.

Auf dem Speiseplan stand ein 4-gängiges Menü, das je nach Gusto mit Fleisch, vegetarisch oder vegan serviert wurde. „Da wir als Mutterhaus eine friedliche und keine schuldzuweisende Atmosphäre wollten, haben wir Wert darauf gelegt, dass alle drei Essenstile gleich viel CO2 verbraucht haben. Dadurch gab es keine besseren oder schlechteren Menschen, wohl aber viel zu lernen über die klimaunfreundlichen Lebensmittel“, so Carmen Treffinger, die sich damit auf die Impulsvorträge zwischen den Gängen bezog.

Die sorgten für die gewollte Sensibilisierung dafür, welche Lebensmittel zu den „Klimakillern“ gehören und was eine klimaschonende Küche ausmacht. Und sie sorgten für lebhafte Diskussionen an den Tischen und ersten Überlegungen dazu, die neuen Erkenntnisse in den eigenen Alltag zu integrieren. Carmen Treffinger: „Wir haben großen Dank erfahren für die tolle Aufklärungsarbeit. Wir haben Menschen erreicht, die Fleischesser sind, die sich jetzt Gedanken machen und vielleicht umdenken. Tatsächlich ist das Wissen um die Auswirkungen der Ernährung auf den Klimawandel gar nicht so weit verbreitet, wie man meint.“

Gesunde und klimafreundliche Ernährung als Konzept

Im Mutterhaus der Diakonissenanstalt und ihren angegliederten Einrichtungen, dem Diakonie-Klinikum Stuttgart und den Senioreneinrichtungen der Diak Altenhilfe spielt das Thema Ernährung  auch im Alltag eine wichtige Rolle, wie die Oberin betont: „In unserem Krankenhaus wird selbst gekocht, die Küche dort beliefert auch unser Mutterhaus und die angegliederten Pflege- und Betreuungseinrichtungen. Bereits seit vielen Jahren verfügt die Küche über das Zertifikat „Schmeck den Süden“, das zum Beispiel bestimmte Anforderungen an die Regionalität der verwendeten Produkte stellt. Darüber achten wir darauf, dass es immer ein vegetarisches Menü gibt und, dass auch in unseren Senioreneinrichtungen moderne Gerichte wie Kichererbsen in Erdnusssoße angeboten werden. Klar, das mögen nicht alle aber die Offenheit gegenüber solchen Alternativen ist größer, als man denkt.“

Außerdem kooperiert die Diakonissenanstalt eng mit Deutschlands erstem Foodsharing Café „Raupe Immersatt“. Übriggebliebenes Essen aus den Pflege- und Gesundheitseinrichtungen darf hier zwar nicht weiterverwertet werden. Wohl aber die Lebensmittel aus dem Tagungsbereich des Mutterhauses, etwa übriggebliebene Brötchen.

Für das Klimadinner holten sich die Organisatorinnen mit dem Schloss Beilstein/Haus der Kinderkirche einen erfahrenen Partner ins Boot. Das Schloss unter der Hausleitung von Dr. Brigitte Schober-Schmutz positioniert sich selbst als „Klimaschloss“ und verfügt über die notwendige Erfahrung bei der Zusammenstellung klimafreundlicher Menüs. Der Erfolg des ersten Klimadinners machte allen Beteiligten Mut, über eine Fortsetzung nachzudenken…

 

[1] Keller RL, et al.: From bandages to buildings: Identifying the environmental hotspots of hospitals. Journal of Cleaner Production 2021; 319: 128479 CrossRef

Ernährung im Gesundheitswesen: So werden Sie aktiv

Das Thema Ernährung hat in Gesundheitseinrichtungen eine zweifache Bedeutung. Zum einen ist eine pflanzenbasierte Ernährung gut für Patientinnen und Patienten, zum anderen für unseren Planeten. Wie genau sich eine Veränderung der Gemeinschaftsverpflegung bzw. eine Ernährungstransformation auswirkt, wie diese erreicht werden kann und welche weiteren Aspekte mit dem Thema verbunden sind, lässt sich auf der Website von KLUG e.V. nachlesen: Handlungsfeld Ernährung | KLUG.

Die Deutsche Allianz für Klimawandel und Gesundheit (KLUG) kümmert sich in vielfältiger Weise um Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen und bringt Planetary und Human Health zusammen. Zum Thema Ernährung gibt es aktuell auch spannende Projekte, zum Beispiel „DBU Cool Food“. Das Projekt „Cool Food“ zielt darauf ab, die Verpflegung in deutschen Gesundheitseinrichtungen auf die Planetary Health Diet umzustellen, die vorwiegend pflanzlich und umweltfreundlich ist. ​ Mindestens zehn Krankenhäuser sollen durch Workshops und individuelle Unterstützung begleitet werden. ​Das Projekt nutzt den „Cool Food Pledge“-Rechner zur systematischen Erfassung und Reduktion der ernährungsbezogenen Treibhausgasemissionen. Die Ergebnisse werden öffentlich kommuniziert, um weitere Einrichtungen zur Nachahmung zu motivieren.

Nachhaltige Geldanlagen weiter im Fokus

Einmal jährlich lädt Union Investment, einer der größten Fondsanbieter Deutschlands und der Geldanlage-Spezialist innerhalb des genossenschaftlichen Verbunds, zu einer Nachhaltigkeitskonferenz ein. Die Konferenz bietet den perfekten Rahmen, um ein Stimmungsbild im Bereich ESG und nachhaltige Investments einzufangen. Eine aktuelle Umfrage der Union Investment unter den institutionellen Anlegern zeigt: knapp 90 Prozent investieren weiterhin nachhaltig.

Damit ist der Anteil im Vergleich zum Vorjahr um vier Prozentpunkt gestiegen. Fast 70 Prozent dieser Anlegerinnen und Anleger bewerten die Renditen der nachhaltigen Investments im Vergleich zu konventionellen Geldanlagen als ähnlich oder sogar deutlich besser.

Das zeigt: Nachhaltige Geldanlagen sind nach wie vor und entgegen dem aktuellen Gesamteindruck weiterhin im Fokus. Müssen sie auch. Denn, was ebenfalls auf der Konferenz deutlich wurde: Nachhaltiges Handeln ist ökonomisch gesehen das Gebot der Stunde, jede emittierte Tonne CO2 ist mit Folgekosten von 1.500 Euro verbunden. Gastredner und Wetterexperte Sven Plöger formulierte es ungefähr so: Unsere wohlstandsgetriebene Lebens- und Wirtschaftsweise frisst unseren Wohlstand auf. Und ein Vertreter der Versicherungswirtschaft warnte: Zwischen 1983 und 2023 sind bereits neun Milliarden Euro volkswirtschaftlicher Schaden durch Umweltkatastrophen entstanden, 80 % der Schäden dabei in den letzten drei Jahren der Erhebung. Und: 25 % der Schäden waren nicht versichert. Versicherungen sind dabei das, was die Kanarienvögel im Bergbau waren: Sie erschnuppern die giftigen Gase im Schacht zuerst und ziehen sich zurück. Sprich: Wenn die Versicherungen nicht mehr versichern, liegt was in der Luft.

All das zeigt: Nachhaltiges Handeln ist rationales, wirtschaftliches und risikominimierendes Handeln – und eben kein Trend, der durch einen Wegfall von Regulatorik verschwindet.

Regulatorik Update

Nachdem Anfang des Jahres die Umsetzung der Nachhaltigkeitsberichtspflichten nach CSRD durch die Ankündigung des sogenannten Omnibus-Verfahrens ins Wanken geriet, ist die Unsicherheit leider nach wie vor groß. Klarheit gibt es allerdings unterdessen darüber, dass die CSRD-Pflicht für Unternehmen der zweiten und dritten Welle um zwei Jahre verschoben wird.

Das sogenannte Stop-the-clock-Verfahren (Omnibus I COM(2025)80) wurde pünktlich verabschiedet, die geplanten Änderungen an der CSRD (Omnibus I COM(2025)81) sollen bis Ende 2025 vorliegen. Unklar ist hier vor allem nach wie vor die Definition des Anwenderkreises. Im ersten Entwurf wurde eine Anhebung des Schwellenwertes bei den MitarbeiterInnen auf 1.000 verlangt, Italien sprach sich jetzt für 500 MitarbeiterInnen als Schwellenwert aus.

Nicht abschließend entschieden ist auch die Rolle des freiwilligen Standards VSME. Hier ist noch zu klären, welche Rolle dieser künftig für Unternehmen mit weniger als 1.000 MitarbeiterInnen spielt und ob er inhaltlich noch angepasst werden muss.

Derweil arbeitet die EFRAG mit Hochdruck an dem CSRD konformen Berichtsstandard ESRS (European Sustainability Reporting Standards). Dieser soll bis zum 31. Oktober 2025 in einer überarbeiteten Form vorliegen und die Forderungen nach Vereinfachung und Entbürokratisierung umfassen. Im Wesentlichen soll es darum gehen, die Anzahl der qualitativen Datenpunkte zu reduzieren und den Fokus auf vergleichbare, quantitative Daten legen.

Neues von der BaFin

Jenseits des EU-Rechts und der Nachhaltigkeitsberichtserstattung hat sich die Bankenaufsicht BaFin aktuell zu der Berücksichtigung von ESG-Kriterien im Bankgeschäft aus Risikoperspektive geäußert. Auf der Nachhaltigkeitskonferenz der BaFin sagte BaFin Präsident Mark Branson am 9. Mai 2025: „Nachhaltigkeit – oder ESG – bleibt ein zentrales Thema für die Finanzbranche. Insbesondere das E. Also die umweltbezogenen Aspekte von Nachhaltigkeit. Vor allem der Klimawandel, der immer weiter voranschreitet.“

Und weiter: „Das alles bedeutet, dass auch die Risiken für die Finanzbranche steigen. Vor allem die physischen Risiken, also die Risiken durch die konkreten Auswirkungen des Klimawandels. Wenn zum Beispiel häufigere Überflutungen dazu führen, dass mehr Häuser unbewohnbar werden, mehr Betriebe nicht produzieren können und mehr Straßen und Schienen unbrauchbar werden, dann wird sich das auch stärker in den Kreditportfolios der Banken oder in den Schadenssummen der Versicherer niederschlagen.“

In der gleichen Rede stellte er aber auch klar, dass die Guideline der Europäischen Bankenaufsicht EBA, die mit einer Reihe strengerer Anforderungen vor allem mit Blick auf die Erstellung von Transitionspläne einhergeht, für mittelständische Institute – wie die BIB – nicht zur Anwendung kommt.